Schlagzeilen und Klicks über Tierquälerei sind schnell produziert. Darum geht es AUF TRAB aber nicht. Ebenso wenig wie seinen hochkarätigen Gästen Anja Beran, Leiterin des internationalen Ausbildungszentrums für klassische Dressur Gut Rosenhof und Jana Lacey-Krone, die Direktorin des Circus Krone. Hinter dem, was Anja Beran in der letzten AUF TRAB-Podcast-Folge über teils nicht tiergerechte Praktiken bei Olympia gesagt hat, steht sie voll und ganz. Die Folge wurde bereits über 11.000 Mal gehört – vielen Dank! Anja Beran steht aber nicht zum gewählten Titel der Folge, „Olympiazirkus“. „Das Wort Zirkus wird oft abfällig
verwendet, das hat er nicht verdient“, meint Anja Beran, „das ist ein friedlicher Ort des Austausches zwischen verschiedenen Nationen und Religionen. Die Zirkusleute
leben einen gemeinsamen Traum. Und speziell bei den Zirkus-Pferden denkt man, sie sind dressiert. Das gibt es sicherlich auch, aber in den renommierten Zirkussen werden die Pferde schon immer gut ausgebildet. Ich habe noch Frida und dann Christel Sembach-Krone kennengelernt, die mir erzählt haben, dass Christel noch bei Richard Wätjen von der Spanischen Hofreitschule gelernt hat.“
Sie sei gemeinsam mit dem zweifachen Dressur-Olympiasieger Josef Neckermann in der Manege
geritten. „Wien, Turnier, Zirkus, das war alles eins, gute klassische Dressur. Man lernt voneinander. Im Mittelpunkt steht das Pferd. Eine Piaffe ist eine Piaffe. Ob sie in der Wiener Hofreitschule stattfindet, im Turnierviereck oder in der Manege. Touchieren kann man nirgends so gut lernen wie im Zirkus. Eben niemals schlagen, sondern gezielt
berühren zu können. So erreicht man den besten Effekt.“
Anja Beran weiß, wovon sie spricht. Sie hat viele Pferde von Zirkus Krone über Jahre in Beritt und auch Pensionspferde des Zirkus auf ihrem Gut.
„Es ist zu wenig bekannt, nicht nur, was die Ausbildung unserer Zirkuspferde betrifft, sondern auch die Haltung
und der Transport“, bedauert die Zirkusdirektorin Jana Lacey-Krone, auch wenn sie nicht für die gesamte Branche sprechen kann, „man kann sich nicht vorstellen, welchen Aufwand wir mit 220 Mitarbeitern betreiben. Wir haben zum Beispiel ein doppeltes Stallungs-Set für an die 40 Pferde, so dass wir am nächsten Spielort schon die Ställe fertig aufgestellt haben, wenn wir kommen. Unsere Pferde haben Außenboxen mit Sichtkontakt. Unsere Pferde sind stressfrei in 15 Minuten verladen. Am Spielort wird sofort die Rampe aufgemacht und ausgeladen. Wir haben eine mobile Führanlage. 24 Stunden ist bei uns jemand im Stall, wir haben eine Nachtwache. Die Pferde sind stets unter Beobachtung. Wir haben einen Hufschmied, der uns alle acht Wochen nachfährt. Unsere Pferde
gehen bei uns in Pension auf die Wiese. Das muss man sich alles leisten, etwas, was sicher nicht alle Zirkusse können. Wir haben ja selbst ein großes Interesse, das Kulturgut Zirkus zu bewahren, um es der nächsten Generation weiterzugeben.“
Der Trend in der Freizeitreiterei zu Zirkuslektionen findet Jana Lacey-Krone grundsätzlich gut. Sie sei auch erstaunt, was da alles schon trainiert wird. Ihre große Bitte: „Bitte lasst Euch Zeit mit den Lektionen, versucht nicht die Ausbildung mit Druck abzukürzen. Und bitte lernt einem Reitpferd nicht das Steigen in der Halle. Das kann bei Pferde unterm Sattel gefährlich sein.“
Wie immer ihr zum Zirkus steht, hört Euch auch mal die Seite der Zirkusdirektorin und ihrer Ausbildnerin im Podcast AUF TRAB an und schickt mir eure Kommentare.
Wer nachhaltige, klassische Dressur in der Praxis erlernen möchte: Im Festschloss Schlosshof im Marchfeld/NÖ findet vom 16. bis 18.8 ein Kurs in Klassischer Dressur mit Horst Becker statt. Zuschauertickets und einen aktiven Teilnehmerinnenplatz gibt es noch.
Info unter julia@auftrab.eu
Musik- und Soundrechte: https://auftrab.eu/index.php/musik-und-soundrechte/
#Zirkus #Pferd #Dressur #Tierschutz
Foto: Maresa Mader aus „Anja Beran-Der Dressursitz“ /Chrystal Verlag